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In den meisten Städten ist das Viertel rund um den Bahnhof etwas schäbig und wenig einladend. Auch Bahnhofshotels sind meistens nicht die ersten Häuser am Platz. Eine Ausnahme steht in Bremerhaven – und auch wieder nicht. Catharina Spethmann erzählt die Geschichte.
Ein Prachtbau nahe der Bremerhavener Kneipenmeile "Alte Bürger". Geplant war er als Bahnhofshotel – nur ein Bahnhof wurde nie gebaut.
Ein Prachtbau steht am Beginn der heutigen Bremerhavener Kneipenmeile Alte Bürger. Das Haus sei wie ein Eingangsportal in diesen Stadtteil, sagt Olaf Mahnken vom Bremerhavener Denkmalschutz. "Man sieht die ehemalige Kaiserstraße auf der linken Seite und auf der rechten Seite die Cecilienstraße. Und da hat man schon den Charakter – man erkennt, jetzt tauche ich ein in die jetzige Alte Bürger."
Prächtig sieht das Haus aus, auch wenn die zwei Rosatöne der Fassade vermutlich Geschmackssache sind – ein bisschen wie das "Grand Budapest"-Hotel im Film von Wes Anderson. Eidechsen aus Stuck kriechen die Ansätze der Säulen hoch, die ab dem dritten Stock die Fassade gliedern. Stuck-Oktopusse halten mit ihren vielen Armen Wappen, von weiter oben glotzen Wassergeister herunter. Ein symmetrisches Jugendstil-Fenster, das aussieht wie zwei Schneckenhäuser, schmückt den Giebel. Die Veranden im ersten Stück haben Einsätze aus transparentem und grünem Bleiglas, die Balkone in den oberen Stockwerken auch.
Das Gebäude wurde zur Zeit des Neobarock entworfen, erzählt Olaf Mahnken. "Gebäude und Platz sollten zusammengehören. Über die Jahre hat man aber auch Merkmale vom Jugendstil mit einfließen lassen. Das sieht man an der Ornamentik, die viel mit Fischen und Fischfang zu tun hat."
Der Malermeister Hoffmann, der das Haus 1903 erbauen ließ, hatte große Pläne mit dem Prachtbau: Ein Bahnhofshotel sollte er werden – und den ganzen Platz dominieren, der heute Martin-Donandt-Platz heißt, früher aber Cecilienplatz. An seiner Südseite verlief in einem großen Bogen eine Bahnlinie. Die Straße heißt deswegen auch heute noch Bogenstraße.
Die Bremerhavener hätten hier gerne einen Personenbahnhof hingebaut. Bis dahin war die Stadt nur über eine Zweigbahn und den Bahnhof im damals noch selbständigen Nachbarort Geestemünde angeschlossen. Der Bahnhof dort kämpfte allerdings mit dem zunehmenden Verkehr, wie der Geestemünder Landrat Brandt 1904 vor dem preußischen Abgeordnetenhaus beklagte: "Meine Herren, wenn Sie diesen Bahnhof mal sähen und die Verbindungsbahn nach Bremerhaven, die mitten hindurch führt, zahlreiche Straßenzüge abschneidet und den ganzen Güterverkehr zwischen Bremerhaven und dem Inlande, auch den ganzen Lokalverkehr zwischen Geestemünde, Cuxhaven und Bederkesa mit mindestens 50 bis 60 mehr oder minder langen Zügen täglich, dann würden Sie sagen: 'Ja, die Geestemünder sind wirklich geduldige Untertanen.'"
Jahrzehntelang verhandelten Bremen und das Königreich Hannover über den Ausbau des Bahnnetzes. 1905 beendete ein bremisch-preußischer Staatsvertrag die Bremerhavener Hoffnungen auf einen eigenen Bahnhof. Stattdessen wurde einer im Osten Geestemündes gebaut: der heutige Bremerhavener Hauptbahnhof. Als Ausgleich erhielt Bremerhaven eine zweigleisige Straßenbahn dorthin – und der neue Bahnhof die Bezeichnung "Bremerhaven-Geestemünde", damit man ihn auch unter "Bremerhaven" im Kursbuch der Reichsbahn fand. Die Straßenbahn fuhr bis 1982, aber das Haus, das nie Bahnhofshotel wurde, steht heute noch, prächtig wie damals. Unten im Gebäude finden sich heute ein Friseur und eine Arztpraxis, oben Wohnungen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 28. März 2022, 11:40
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