Nachrichten für Oberfranken & Umgebung
veröffentlicht von Thomas Weichert am 11. November 2021
Schon in zirka neun Monaten soll der Baubeginn für den geplanten Bürgersolarpark Obertrubach auf dem vier Hektar großen Grundstück von Gemeinderat und Metzgermeister Hermann Frieser (FWG) unterhalb der Neudorfer Höhe erfolgen. Nach weiteren drei Monaten Bauzeit soll die 3,8 Megawatt-Anlage dann ans Netz gehen, jährlich 4 Millionen Kilowatt Strom einspeisen mit denen man 1160 Haushalte mit Energie versorgen kann und die jährlich 2000 Tonnen CO² einspart.
Von der Nürnberger Firma Greenovative GmbH war der weitere Geschäftsführer Jochen Schürer zur Gemeinderatssitzung gekommen um noch Fragen der Gemeinderäte zu beantworten. Insbesondere ging es bei den Fragen um den Rückbau der Anlage und die Frage, wie die Bürger die sich daran finanziell beteiligen, abgesichert sind falls das Unternehmen Insolvenz anmelden müsse.
Zunächst informierte Schürer das die Auswahl des Planungsbüros bereits erfolgt ist und das Blendgutachten auch schon vorliege. Aus dem Blendgutachten ergäbe sich keine Blendwirkung durch die Photovoltaikplatten die auf der 3,7 Hektar großen Modulfläche aufgebaut werden. „Eine Blendwirkung ist weder für die Bundesstraße, die Staatsstraße noch für den Ort Neudorf zu erwarten“, so der Investorenvertreter.
Weil die Fläche in einem so genannten „benachteiligtem Gebiet“ und nicht im Landschaftsschutzgebiet liegt, sei die Anlage auch komplett förderfähig. Die Fläche der Anlage nütze aber auch der Biodiversität, also der Artenvielfalt für Tiere und Pflanzen und bei der Beweidung setze man auf Schafe.
Die Trassenlänge zum Anschluss der Anlage an den Netzverknüpfungspunkt des Bayerwerks beträgt nur einen Kilometer. Bürgermeister Markus Grüner (CSU) verwies dabei auf ein noch näher gelegenes Trafohäuschen, das vermutlich auch dem Bayernwerk gehört. Schürer will nun prüfen lassen, ob dies auch eine Anschlussoption wäre.
Eigentlich hätten die Bürger schon Anteile zwischen 1000 Euro und 25 000 Euro zeichnen sollen können, doch dies hat sich etwas verschoben und soll in Kürze anlaufen. Bei einer Laufzeit von 10 Jahren zahl die Firma 3,5 Prozent und bei 15 Jahren 4 Prozent Zinsen an die Anleger und die Auszahlungen erfolgt bereits ab dem ersten Jahr. Erstzeichnungsrecht haben alle Bürger der Gemeinde Obertrubach, danach auch andere aus anderen Gemeinden. Aber auch ohne Bürgerbeteiligung würde der Solarpark gebaut werden. Finanziert dann rein über Kredite bei einheimischen Banken, was für die Firma derzeit sogar günstiger wäre. „Wir sind aber der Überzeugung, dass das Konzept der Bürgerbeteiligung sehr nachhaltig und verständlich ist“, so der Planer.
Matthias Rümpelein (BU) wollte dazu wissen wie die Bürgerbeteiligungen abgesichert sind falls die Firma pleite geht. Dazu erklärte Schürer das es zwar keine Einlagenabsicherung gäbe, aber dieser Fall sehr unwahrscheinlich ist und auch noch nie vorgekommen sei. Selbst wenn die Greenovative GmbH pleite ginge, würde dies nicht den Solarpark Obertrubach betreffen, weil für diesen eine eigene Gesellschaft gegründet wird. Außerdem sei die Anlage versichert und die Finanzierung kann ausschließlich durch die Stromgewinnung des Solarparks sichergestellt werden. „Die Gefahr das ein Solarpark insolvent geht, ist extrem klein“, so der Firmenvertreter.
Eine weitere Frage war, wie die Gemeinde vom Solarpark partizipiert. Pro Kilowattstunde eingespeistem Strom in das öffentliche Netz erhält Obertrubach 0,02 Cent. Dies sind 8000 Euro pro Jahr, planbar auf 20 Jahre. Also insgesamt 160 000 Euro für das Gemeindesäckel. Weiterhin nimmt die Gemeinde, zwar nicht gleich aber mit Sicherheit in den ersten 20 Jahren 90 Prozent der Gewerbesteuer ein, weil der Firmensitz des Solarparks in Obertrubach sein wird. Außerdem bekommt die Gemeinde noch eine Verwaltungspauschale in Höhe von 1000 Euro, die bereits kurz vor der Sitzung ausgezahlt und nach Gemeinderatsbeschluss zu gleichen Teilen dem Kindergarten und der Grundschule gespendet wurde.
Unmittelbar vor der Gemeinderatssitzun übergab Jochen Schürer, einer der drei Geschäftsführer der Firma Grennovative GmbH, einen Scheck über 1.000 Euro an die Gemeinde, wovon jeweils 500 Euro dem Katholischen Kindergarten Sankt Marien und der Grundschule Obertrubach zur freien Verfügung weitergeleitet werden. Stellvertretend für ihre Einrichtungen nahmen die Kindergartenleiterin Alexandra Kraft und der Schulleiter Jochen Neuner im Beisein von Bürgermeister Markus Grüner den Scheck entgegen und dankten sowohl der Firma Greenovative als auch der Gemeinde für die Unterstützung recht herzlich. (v. l.): Bgm. Markus Grüner, Jochen Schürer (Fa. Greenovative), Alexandra Kraft (Leiterin des Kindergartens), Jochen Neuner (Leiter der Grundschule). Foto: Thomas Weichert
Thomas Laitsch (DGH) hätte im Vertrag für die Gemeinde gerne eine Sicherheit für den Rückbau der Anlage eingebaut. „Denn in 40 Jahren, wenn wir schon lange keine Gemeinderäte mehr sind, steht dort ein Stahlgerippe mit ein paar Platten die dann keiner mehr wegräumt“, so Laitsch. Schürer erklärte, dass es nicht möglich und auch nicht üblich sei, einer Gemeinde dies vertraglich zuzusichern. Allerdings gäbe es automatisch eine Rücklagebürgschaft von 10 000 Euro pro Hektar mit der die Anlage dann auch zurückgebaut werden kann. Zudem entstünden für die Gemeinde keinerlei Kosten, betonte Schürer. Schon in einem Jahr soll die Anlage Strom erzeugen und einspeisen.
Der Gemeinderat muss sich noch ein paar mal damit beschäftigen, weil der Flächennutzungsplan geändert und ein vorhabensbezogener Baubauungsplan aufgestellt werden muss. Aus der Bürgerschaft gab es, jedenfalls bisher, keinerlei Kritik die im Rathaus angekommen ist.
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