In Nürnberg verlangt der Leiter eines Fitnessstudios in der Südstadt seit Kurzem Strafzahlungen von Kunden und Kundinnen, wenn diese sich nicht an die geltenden Corona-Regeln halten. Jüngst sorgte diese Praxis bei US-Amerikaner Thomas Burkhardt, einem gebürtigen Schwaben, für Empörung, wie Burkhardt gegenüber inFranken.de berichtet. Man habe seinem 18-jährigen Sohn, der ein Auslandsjahr in Nürnberg verbringt, und dessen Freund zu Unrecht Geld "abgenommen". Der Leiter des Studios der Fitnesskette Gym10, Khalifa Hicher, hingegen wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Thomas Burkhardt ist verärgert. Sein Sohn, der gemeinsam mit einem Freund im Gym10 in der Allersberger Straße in Nürnberg trainiere, sei am 16. Januar 2022 von Studioleiter Khalifa Hicher nach einem gültigen Corona-Test gefragt worden. Am 14. Dezember 2021 hatte das Bayerische Kabinett beschlossen, dass geboosterte Mitglieder in Fitnessstudios keinen Test mehr benötigen, um zu trainieren. Für alle anderen Mitglieder gilt aktuell noch die 2G-plus-Regel (ab Donnerstag gilt 3G). "Der Studioleiter hat darauf bestanden, dass sie einen Test benötigen, oder er ruft die Polizei und erstattet Anzeige, weil sie die 2G-plus-Regel verletzt hätten", so Burkhardt. Nach einer Boosterung hätte er die beiden US-Amerikaner nicht gefragt.
Stattdessen habe Hicher den beiden "Angst gemacht" und eine "Schadenersatzforderung" in Höhe von 250 Euro gefordert. "Unter Stress" seien die beiden jungen Männer "nach Hause gegangen, um die verlangten 250 Euro zu holen" und diese zu übergeben. Burkhardt spricht von einer "Methode, um Geld abzuzocken". Im Nachhinein habe der Studioleiter "gesagt, dass die ganze Situation vermeidbar gewesen wäre, wenn beide einen Booster gehabt hätten", so Burkhardt. Sowohl sein Sohn als auch dessen Freund seien aber dreifach geimpft. Daraufhin habe der Familienvater Hicher per Instagram kontaktiert. Chatprotokolle, die inFranken.de vorliegen, belegen dies.
Konkret äußert Hicher darin, dass Burkhardts Sohn gegen Corona-Regeln verstoßen habe und er deshalb das Recht habe, eine "Schadensersatzforderung" zu erheben. Der Studioleiter kündigte an, er werde seinen Sohn "dazu anzeigen". Dieser habe auch "unterschrieben, dass er sowas gemacht hat". Er habe ihm den Sachverhalt auch auf Englisch erklärt. "Mein Sohn musste im Verlauf dieses Falles mehrere Dokumente unterschreiben", sagt der Familienvater. Der Studioleiter habe ihm "nicht erlaubt, Fotos von den Dokumenten zu machen". Nach einem Telefonat mit Hicher habe dieser dann Burkhardts Sohn am 18. Januar 2022 doch das Geld zurückgegeben.
Der Leiter des Gym10 in Nürnberg, Khalifa Hicher, bestätigt im Gespräch mit inFranken.de, Burkhardts Sohn zu einer "Strafzahlung" aufgefordert zu haben. Hintergrund sei, dass das Studio über ein spezielles Konzept verfüge, bei dem Mitglieder per Zugangscode 24 Stunden an sieben Tagen die Woche trainieren könnten. "Wir haben außer mir selbst und einem Kollegen in Teilzeit keine Mitarbeiter, weshalb es für uns schwierig ist, immer persönlich die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren", sagt Hicher. Deshalb müsste der Impfnachweis vor dem Training online hinterlegt werden, überwacht würden die Trainingsräume mit Kameras. "Der Sohn hatte allerdings wiederholt keinen Impfnachweis dabei und ihn auch nicht hochgeladen", so Hichers Sicht.
Weil er zuletzt "ständig Ärger wegen Corona-Verstößen" gehabt hätte und "die Polizei teilweise jeden Tag gerufen werden muss", habe der angestellte Studioleiter in Absprache mit seinem Arbeitgeber Gym10 zuvor "Strafzahlungen eingeführt, wenn gegen die Regeln verstoßen wird". Wer "schwarz trainiert", müsse etwa 99 Euro zahlen, wer ohne Maske im Studio unterwegs sei oder keinen Test oder Impfnachweis mitbringe, 250 Euro. "Das ist alles abgeklärt, das Geld geht dann zur Firma", so Hicher. "Wenn die Polizei kommt und Verstöße feststellt, müssen wir auch für jeden Gast zahlen", so seine Rechtfertigung. Er habe Burkhardts Sohn das Geld aber zurückgezahlt, "weil er nachträglich seinen Impfnachweis gezeigt hat".
Die Dokumente, die dieser unterschrieben habe, seien "nur für mich als Mitarbeiter, damit ich wiederholte Verstöße dokumentieren kann, um dann auch Hausverbote aussprechen zu können", so Hicher. Burkhardt hingegen sagt, Hicher habe "weder eine Hausordnung noch Geschäftsbedingungen zeigen, in denen steht, dass Gym10 250 Euro Strafe verlangen kann". Der Studioleiter erwidert, er habe "überall im Studio große Schilder aufgestellt, die darauf eindeutig hinweisen". Hicher sieht nach eigener Aussage durch die häufigen Corona-Verstöße "eine Gesundheitsgefahr für meine Mitglieder und für mich als Mitarbeiter". Dem wolle der Leiter des Nürnberger Gym10 entgegenwirken. Angezeigt habe er Thomas Burkhardts Sohn, der davon träume, in Deutschland Fußballprofi zu werden, aber nicht. Dieser werde sich mit seinem Freund aber nun ein anderes Fitnessstudio in Nürnberg suchen, so sein Vater.
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