Warum sehe ich FAZ.NET nicht?
Permalink: https://www.faz.net/-gzh-apx13
Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur
Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Im Clinch mit OB Feldmann: Stefan Hantel alias Shantel Bild: Frank Röth
Beim Deutsch-Israelischen Tag in Frankfurt ist ein Auftritt von Shantel und Band nicht erwünscht. Der Musiker zeigt sich überzeugt, dass die Anweisung dafür „von oberster Stelle“ kam.
Permalink: https://www.faz.net/-gzh-apx13
E in besser passender Musik-Act für den Deutsch-Israelischen Freundschaftstag ließe sich kaum finden: Der Frankfurter Musiker Shantel hat enge Beziehungen zu Israel, sowohl musikalischer als auch persönlicher Natur. Er hat eine Zeit lang in Tel Aviv gelebt, dort an einem Album gearbeitet und als DJ aufgelegt. Seine Musik vereint viele Stile, darunter osteuropäische Tanzmusik ebenso wie jiddischen Klezmer. Und der Mann, der bürgerlich Stefan Hantel heißt, steht auch allgemein für das Überwinden nationaler, kultureller und religiöser Grenzen – etwa in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und der Jüdischen Gemeinde oder mit seinem jüngsten Album „Istanbul“.
Dementsprechend war es naheliegend, dass die Stadt Frankfurt Hantel fragte, ob er mit einer Band am 19. Mai im musikalischen Rahmenprogramm des Deutsch-Israelischen Freundschaftstags auftreten könne. „Ich habe keine Sekunde gezögert“, sagt Hantel. Zwei Monate lang habe er Musiker gecastet, geprobt, ein Programmheft erstellt. Auch sein Agent Florian Joeckel berichtet von einer weit vorangeschrittenen Planung. Der Ablauf der Show sei mit den Ansprechpartnern der Stadt „bis auf die Millisekunde“ abgesprochen gewesen.
Jetzt aber kam die kurzfristige Absage. „Wir sind ausgeladen worden“, sagt Hantel. Agent Joeckel spricht von einem „einmaligen Vorgang“, wie er ihn in 25 Jahren in der Branche noch nicht erlebt habe. Noch nicht einmal einen Grund habe die Stadt genannt.
Allerdings haben Hantel und Joeckel eine starke Vermutung, wer hinter der Absage steckt. „Das kam von oberster Stelle“, sagt der Musiker. Mit anderen Worten: von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Völlig unschlüssig ist dieser Gedanke nicht. Das Absageschreiben stammt vom Hauptamt, das dem Oberbürgermeister direkt unterstellt ist. Vor allem aber haben Hantel und Feldmann eine Vorgeschichte.
Benefizabend für die Ukraine : Konzert für Frieden und Solidarität
Shantel kritisiert MOMEM : „Techno ist nicht mehr relevant“
Musiker Shantel über Frankfurt : „Feldmann hat mich eingeseift“
Der Künstler hatte den Politiker mehrfach öffentlich kritisiert, ihm vorgeworfen, in der AWO-Affäre nicht die Wahrheit zu sagen, kulturelle Ereignisse wie die Bahnhofsviertelnacht zu instrumentalisieren und Personen, die ihn unterstützen, mit Aufträgen zu belohnen. Zuletzt hatte Hantel das Konzept des Museum of Modern Electronic Music infrage gestellt. Das MOMEM, Anfang April an der Hauptwache eröffnet, setze den Fokus zu sehr auf den Techno vergangener Zeiten. Dabei würden neue, globale und kulturell diverse Spielarten der elektronischen Tanzmusik ignoriert. Für Feldmann dagegen handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt – für die Stadt und sich selbst. Er hat die Einrichtung des Museums stark gefördert, war beim Eröffnungsfestakt in der Paulskirche, erklomm anschließend, obwohl er sich wegen der AWO-Affäre öffentlich zurückhalten will, die für Sven Väths DJ-Set aufgebaute Bühne und lobte von dort aus das Museum als „die Kraft dieser Stadt“.
Der von der F.A.Z. um Stellungnahme gebetene Sprecher Feldmanns verweist weiter an Hauptamtsleiter Tarkan Akman. Dieser streitet eine politische Motivation für die Absage und eine Einflussnahme des Oberbürgermeisters ab. Schon das Wort „Ausladung“ sei falsch, da Musiker und Band nicht fest für den Deutsch-Israelischen Freundschaftstag gebucht gewesen seien. Es habe lediglich Vorgespräche gegeben – wie mit anderen Künstlern auch. „Die preislichen Vorstellungen lagen jedoch weit auseinander.“
Hantel nennt das Kosten-Argument „vorgeschoben“. Die Stadt habe von Anfang an ein Budget angeboten, das ausreichend gewesen sei. Er selbst habe ehrenamtlich spielen wollen, die Musiker seien aus Frankfurt gekommen, der Auftritt sei unplugged geplant gewesen. „Es ist eine Retourkutsche vom OB – dieser ganze Vorgang hinterlässt einfach nur Fassungslosigkeit.“
Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben.
Permalink: https://www.faz.net/-gzh-apx13
FAZ Plus Artikel: Nada Surf in Frankfurt : Auch in der Dämmerung sonnenbeschienen
Im Sommergarten der Batschkapp demonstrieren Nada Surf ihr Händchen für schmissigen Power-Pop.
FAZ Plus Artikel: Performance in Offenbach : Allein im Wald mit „Dating A Forest“
Daten ist ein mühsames Geschäft. Es sei denn, man datet Wald. Ob Tanne oder Buche: Die Performerinnen Pinsker und Bernhardt inszenieren eine Liebe für je einen Besucher
FAZ Plus Artikel: Kindertheater „Gold!“ : Wundersamer Wunschfisch
In seiner 2012 uraufgeführten Kinderoper „Gold!“ hat der holländische Komponist Leonard Evers Grimms Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ modernisiert.
Balkanreise des Kanzlers : Scholz will Hoffnung mitbringen
Özdemir in Kiew : Ausgesät wird auch im Krieg
Verweis auf „Donezker Gesetze“ : Russland rechtfertigt Todesurteile gegen ausländische Soldaten
Debatte um Übergewinnsteuer : Wie der Tankstreit die Ampelkoalition spaltet
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Popmusiker Shantel: Eine Retourkutsche von Oberbürgermeister Feldmann
„Eine Retourkutsche von Oberbürgermeister Feldmann“
Beim Deutsch-Israelischen Tag in Frankfurt ist ein Auftritt von Shantel und Band nicht erwünscht. Der Musiker zeigt sich überzeugt, dass die Anweisung dafür „von oberster Stelle“ kam.
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.
Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.