Bei nahezu jeder Schwangeren wird früher oder später ein CTG geschrieben – häufig etwa ab der 30. Schwangerschaftswoche. In manchen Fällen kann kann das CTG aber auch schon ab der 25. Schwangerschaftswoche zum Einsatz kommen. Wir erklären Ihnen, was der Wehenschreiber über Ihr Baby verrät und welche Werte normal sind!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Die Kardiotokografie (CTG) ist eine Standarduntersuchung während der Schwangerschaft. Dabei misst der Arzt gleichzeitig
Er überprüft, ob das Herz des Kindes möglicherweise etwas zu schnell oder so langsam schlägt und wie das Kind auf Wehen reagiert. So kann der Arzt sicherstellen, dass das Baby permanent gut mit Sauerstoff versorgt ist.
Ein CTG ist völlig schmerzfrei und sowohl für die Mutter als auch für das Kind ungefährlich. Es kann vorkommen, dass die Arzthelferin während der Untersuchung laute Geräusche erzeugt oder an dem Bauch der Schwangeren wackelt. Die Arzthelferin versucht lediglich das Kind zu wecken – denn das CTG liefert keine verwertbare Daten, wenn das Kind während der Untersuchung schläft.
Bei einem CTG legt der Arzt, die Arzthelferin oder die Hebamme der schwangeren Frau einen Bauchgurt mit zwei Messfühlern um. Während der Untersuchung liegt die Schwangere am besten auf der Seite oder sitzt auf einem speziellen Stuhl. Unter Umständen sitzt der Bauchgurt etwas eng: Dies ist notwendig, damit die beiden Messfühler nicht verrutschen.
Die beiden Messfühler unter dem Gurt werden lediglich von außen auf die Haut gelegt – ein CTG ist somit völlig schmerzfrei. Einer der Sensoren zeichnet mithilfe von Ultraschallsignalen die Herzfrequenz des Kindes auf; der andere Messfühler reagiert auf unterschiedliche Spannungen der Bauchdecke und erfasst so mögliche Wehen.
Beide Messfühler sind über ein Kabel mit einem Computer verbunden, der die Daten aufbereitet und in Form zweier Messkurven auf einen Papierstreifen druckt. Die untere Kurve stellt in der Regel die mütterlichen Wehen dar, während die obere Kurve zeigt, wie das kindliche Herz darauf reagiert.
Moderne CTG-Geräte bieten häufig die Möglichkeit, die aufgezeichneten Herztöne und Wehen per Funk an den Wehenschreiber (Kardiotokogramm) zu senden – so können Sie sich während der CTG-Aufzeichnung frei bewegen.
Wie lange das CTG dauert, ist unterschiedlich. Normalerweise dauert die Messung etwa 20 bis 30 Minuten. Nach der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sollte ein CTG mindestens 30 Minuten dauern, damit der Arzt sicher feststellen kann, dass alle CTG-Werte normal sind. Sollten sich dabei allerdings auffällige CTG-Werte zeigen oder ein Messfühler verrutschen, verlängert sich die Dauer der Messung auf bis zu 60 Minuten oder länger.
Um sicherzustellen, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist, reicht ein CTG allein allerdings nicht aus – dazu sind weitere Untersuchungen notwendig. Im Einzelnen kann es sich dabei um folgende Untersuchungen handeln:
Grundsätzlich werden bei einem CTG zwei Sensoren auf den Bauch der Schwangeren platziert, die unterschiedliche elektrische Signale erfassen. Der eine Sensor misst die Herzfrequenz des Kindes, der andere die Wehen. Diese Signale druckt das CTG-Gerät anschließend auf einen Papierstreifen.
Bei einem CTG gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die kindlichen Herztöne zu erfassen.
Heutzutage zeichnet der Arzt oder die Hebamme die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes meist über ein Spezialmikrofon auf – den sogenannten Doppler-Ultraschall-Transducer. Dieses Spezialmikrofon sendet von außen durch die Bauchdecke der Mutter Ultraschallsignale, die vom Herz des Kindes reflektiert und von der Ultraschallsonde wieder empfangen werden.
Das Mikrofon zeichnet den zeitlichen Abstand zwischen den Herztönen auf und ermittelt daraus die Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenz). Diese indirekte Messung der kindlichen Herztöne hat einen Nachteil: Die Ultraschallsignale, die das Spezialmikrofon empfängt, sind relativ empfindlich und können leicht gestört werden (zum Beispiel durch Bewegungen des Kindes).
Der zweite Messfühler, der sich bei einem CTG auf der Bauchdecke der schwangeren Frau befindet, ist der sogenannte Wehenmesser. Er reagiert auf unterschiedliche Spannungen der Bauchdecke und erfasst so die Wehentätigkeit – vor und vor allem während der Geburt.
Bei einer Wehe zieht sich die Gebärmuttermuskulatur zusammen und drückt gegen die Bauchdecke. Der Wehenmesser registriert diese Anspannung der Bauchdecke und leitet das Signal an das CTG-Gerät weiter. Das CTG-Gerät wandelt diese Signale anschließend in eine Wehenkurve um und druckt sie auf Millimeterpapier aus.
Mit einem CTG kann der Arzt lediglich feststellen, wie häufig Wehen auftreten. Die Intensität/Kraft und die Dauer der Wehen lassen sich mithilfe eines oberflächlichen Wehenmessers nicht eindeutig bestimmen. Das liegt daran, dass viele individuelle Faktoren die gemessenen Werte beeinflussen – etwa der Menge des Fettgewebes am Bauch der Frau oder die Position während des CTG.
Bei der sogenannten Kineto-Kardiotokographie (K-CTG) zeichnet der Arzt neben den kindlichen Herztönen und der Wehentätigkeit gleichzeitig die Bewegungen des Kindes auf. Durch diese Methode bemerkt der Arzt schon frühzeitig, wenn das Kind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist.
Heutzutage zeichnen die meisten CTG-Geräte in den Arztpraxen und Krankenhäusern sowohl die kindlichen Herztöne und die Wehentätigkeit als auch die Bewegungen des Kindes auf. Da die Kindsbewegungen ebenfalls über Ultraschallwellen registriert werden, ist kein weiterer Messfühler notwendig: Die Messung erfolgt über denselben Sensor, der auch die kindlichen Herztöne misst.
Eine Kineto-Kardiotokographie läuft ähnlich ab wie ein klassisches CTG. Auch die Untersuchungsdauer verlängert sich durch das Aufzeichnen der Kindsbewegungen nicht – der Doppler-Ultraschall-Transducer auf dem Bauch der schwangeren Frau misst gleichzeitig die Herztöne und die Bewegungen des Kindes.
Ab wann und wie häufig ein CTG gemacht wird, hängt grundsätzlich vom Verlauf der Schwangerschaft ab.
Auch wenn die Mutterschutz-Richtlinien der DGGG ein CTG in der Schwangerschaft nicht zwingend fordern, schreiben Ärzte meist ab der 30. Schwangerschaftswoche routinemäßig ein CTG. Diese Vorsorgeuntersuchung erfolgt regelmäßig alle 14 Tage.
Bei einer Risikoschwangerschaft oder wenn Komplikationen auftreten, führen Ärzte bereits in der Schwangerschaft – etwa ab der 25. SSW – regelmäßige CTG-Kontrollen durch. Unter bestimmten Voraussetzungen ist ein CTG bereits ab der 25. Schwangerschaftswoche sinnvoll. Das ist der Fall bei:
Das CTG zählt zu den Standarduntersuchungen während einer Geburt – es ist weltweit die am häufigsten genutzte Methode, um während einer Entbindung die Gesundheit des Babys zu überwachen.
Sobald regelmäßige, starke und anhaltende Wehen auftreten, beginnt der Arzt mit einem CTG. Das CTG dauert normalerweise etwa 30 Minuten und wird bis zur Entbindung in regelmäßigen Abständen (etwa einmal pro Stunde) wiederholt. Bei Risikoschwangerschaften oder bei Komplikationen während der Schwangerschaft beginnt der Arzt schon dann mit einem kontinuierlichen CTG, wenn die ersten Wehen eintreten.
Vor allem während der Geburt sind Schwankungen im CTG normal. Das liegt daran, dass die kindliche Herzfrequenz während einer Wehe kurzzeitig abnimmt. Wichtig ist, dass sich die Herztöne nach der Wehe wieder normalisieren.
In der Austreibungsphase führt der Arzt ein fortlaufendes CTG durch. Die Austreibungsperiode ist die für das Baby kritischste Phase während der Geburt – daher müssen die kindlichen Herztöne ständig überwacht werden. In dieser Phase kann es passieren, dass die Sauerstoffzufuhr für das Kind kurzzeitig eingeschränkt ist – etwa durch eine verminderte Durchblutung der Plazenta (Mutterkuchen) oder der Nabelschnur.
Die CTG-Werte, die bei einem CTG auf einen Papierstreifen gedruckt werden, werfen bei Schwangeren oftmals viele Fragen auf:
Um ein CTG richtig auswerten zu können, berücksichtigt sich der Arzt nicht nur die durchschnittliche Herzfrequenz des Kindes, sondern schaut sich immer die gesamte Kurve an. Dabei achtet der Arzt auf folgende CTG-Werte:
Die Grundfrequenz (auch Baseline genannt) gibt an, wie oft das Herz des Kindes durchschnittlich schlägt. Sie ist vergleichbar mit dem Ruhepuls eines Erwachsenen. Bei einem unauffälligen CTG liegt die Grundfrequenz zwischen 120 und 160 Schlägen pro Minute. Übersteigt die Baseline für länger als zehn Minuten Werte von 160 Schlägen pro Minute, sprechen Ärzte von einer Tachykardie – einen Wert von weniger als 110 Schlägen pro Minute nennt man Bradykardie.
Die Grundfrequenz des Kindes bildet keine glatte Kurve, sondern unterliegt natürlichen Schwankungen. Im CTG sind diese als kleine Zickzack-Bewegungen um die Durchschnittsfrequenz zu erkennen. Normalerweise lassen sich pro Minute drei bis fünf solcher Schwingungen zählen, bei denen die Herzfrequenz fünf bis 15 Schläge pro Minute ober- beziehungsweise unterhalb der Grundfrequenz liegt.
Als Akzeleration bezeichnen Ärzte einen abrupten Anstieg der kindlichen Herzfrequenz um mehr als 15 Schlägen pro Minute für mindestens 15 Sekunden. Diese Ausreißer gehen meist mit Kindsbewegungen einher – bewegt sich das Kind während des CTG sehr viel, können mehrere dieser Akzelerationen auftreten.
Für diesen CTG-Wert gilt: Ein CTG von etwa 30 Minuten sollte mindestens 2 Akzelerationen beinhalten. Werden keine Akzelerationen beobachtet, so ist nach 20 Minuten ein Weckreiz erforderlich.
Von einer Dezeleration sprechen Ärzte, wenn die Herzfrequenz des Kindes für einen Moment einbricht. Dabei fällt die Herzfrequenz um mindestens 15 Schläge pro Minute unter die Grundfrequenz ab. Es lassen sich zwei Arten unterscheiden:
Kurze (weniger als 30 Sekunden), unregelmäßige und wehenunabhängige Dezelerationen sind als harmlos einzustufen. Ärzte bezeichnen sie auch als Dip 0.
Nach einer Wehe fällt die Herzfrequenz des Babys kurzfristig stark ab. Das liegt daran, dass während einer Wehe weniger Blut vom Mutterkuchen zum Kind gelangt. Dies lässt sich bei einem CTG meist gut erkennen: Mit Beginn der Wehe sinkt auch die Herzfrequenz des Kindes. Sobald die Wehe ihren Höhepunkt erreicht hat, ist die Herzfrequenz des Kindes am niedrigsten. Solche Dezelerationen, auch Dip 1 genannt, sind harmlos und zeigen, dass das Kind angemessen auf Wehen reagiert.
Hin und wieder kann es vorkommen, dass der Herzfrequenzabfall etwas verspätet auftritt – Ärzte sprechen dann von einer Spätdezelerationen oder Dip 2. Dabei fällt die Herzfrequenz erst dann ab, wenn die Wehe ihren Höhepunkt erreicht hat (Wehenakme). Späte Dezelerationen gilt es zu beobachten, da sie bedeuten können, dass das Kind zu wenig Sauerstoff bekommt.
Vor allem während der Geburt lassen sich häufig sogenannte variable Dezelerationen aufzeichnen. Sie sind bei 25 bis 30 Prozent aller Geburten zu beobachten. Ausgelöst werden sie von einer Störung des Blutflusses in der Nabelschnur oder in den Plazentakapillaren – zum Beispiel bei Presswehen.
Es gibt zwei verschiedene Summations-Scores, die dem Arzt dabei helfen, die aufgezeichneten CTG-Werte zu beurteilen:
Der Fischer-Score beinhaltet fünf Beurteilungskriterien und ist ausschließlich für ein CTG vor der Geburt gültig. Beim FIGO-Score fließen vier Kriterien in die Beurteilung ein. Im Gegensatz zum Fischer-Score ist der FIGO-Score auch zur Bewertung der CTG-Werte während der Geburt gültig.
Der Parameter "Nulldurchgänge" beschreibt, wie oft der Herzschlag des Kindes die Basalfrequenz durchschreitet. Insgesamt kann der Fischer-Score eine Punktzahl von 10 erreichen. Allgemein gesagt gilt hier: Je höher der Wert, desto besser.
Wichtig: Viele Schwangere befürchten, dass mit ihrem Baby etwas nicht stimmen könnte, sobald Schwankungen im CTG festgestellt werden. Doch zu Unrecht!
Auffälligkeiten im CTG bedeuten nicht zwangsläufig, dass etwas mit Ihrem Kind nicht stimmt! Fällt das CTG anders aus als normal, kann das verschiedene Ursachen haben – etwa weil Ihr Kind sich viel bewegt oder weil es gerade schläft. Ein CTG eignet sich daher vor allem dazu, um den Normalzustand Ihres Kindes zu bestätigen!
Ob das Kind im Bauch das CTG bemerkt, ist umstritten. Bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse geben keine Hinweise auf negative Auswirkungen auf das Baby oder auf die Mutter.
Dennoch sind manche Mütter überzeugt davon, dass das Kind sich während des CTGs anders verhalte, unruhig würde oder sich wegdrehen wolle. Wer unsicher ist, sollte seine Bedenken mit dem Frauenarzt oder der Hebamme besprechen.
Ein CTG basiert – genauso wie die üblichen Ultraschalluntersuchungen – auf Ultraschallwellen, nur dass das CTG kein Bild erzeugt. Stattdessen wandelt das CTG-Gerät die Ultraschallwellen in Kurven um, die die Herztöne des Kindes widerspiegeln.
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