Behandlung in spezialisierten „Krebszentren“ erhöht klar die Überlebens-Chanchen | Gesundheitsstadt Berlin

2022-06-10 21:21:16 By : Ms. Jessie Zhang

Beispiel für ein hochspezialisiertes Krebszentrum: das „Interdisziplinäre Tumorzentrum“ am Universitätsklinikum Freiburg. – Foto: Universitätsklinikum Freiburg/Frederike Tröndle

Klassischerweise sind Krankenhäuser nach medizinischen Disziplinen sortiert – Klinik für Innere Medizin, Klinik für Frauenheilkunde usw. Im Gegensatz dazu stehen die „Zentren“ der modernen Medizin: Hier vernetzen sich Experten aus unterschiedlichen medizinischen Disziplinen und Berufen an einer Stelle, um eine bestimmte Krankheit zu behandeln und zu heilen: Hier gibt es Chirurgen mit viel Erfahrung und viel Praxis im Operieren von genau dieser einen Form von Krebs; hier sitzen Krebsspezialisten für das jeweilige Organ in regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenzen zusammen – Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen; hier gibt es alle nötigen Fachabteilungen; hier gibt es individuelle Therapiepläne. Und eine offizielle Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).

Eine aktuelle Großstudie zeigt: Patienten, die in einem der zertifizierten „Zentren“ für ihre Form von Krebs behandelt werden, haben klare Überlebensvorteile. Die Studie basiert auf bundesweiten Abrechnungsdaten der AOK sowie aus den vier regionalen klinischen Krebsregistern Regensburg, Dresden, Erfurt und Berlin-Brandenburg für rund eine Million Behandlungsfälle.

 „Die Sterblichkeitsrate lag bei allen acht untersuchten Krebserkrankungen niedriger als bei Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert waren“, heißt es dazu in einer aktuellen Mitteilung des AOK-Bundesverbands. Besonders groß war laut der Analyse der Krebsregister-Daten der Überlebensvorteil durch die Zentren-Behandlung bei folgenden Krebserkrankungen:

Positive Effekte mit statistischer Signifikanz zeigten sich weiterhin für das kolorektale Karzinom (Darmkrebs), Kopf-Hals-Tumore, Prostatakrebs und die Gruppe der gynäkologischen Tumore. Die niedrigere Sterblichkeit in den zertifizierten Zentren war demnach sowohl in den Krebsregisterdaten als auch in den Krankenkassendaten erkennbar.

„Unsere Ergebnisse stützen über verschiedene Krebsarten hinweg die Hypothese, dass Patientinnen und Patienten in DKG-zertifizierten Kliniken bessere Überlebenschancen haben als in nicht zertifizierten Krankenhäusern“, sagt Jochen Schmitt, Direktor des federführenden Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) des Universitätsklinikums Dresden.

Die positiven Effekte der Zertifizierung erklärt Monika Klinkhammer-Schalke, die Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren unter anderem damit, dass Patienten in den zertifizierten Zentren auf inter- und multidisziplinäre Behandlungsteams treffen, die häufiger leitliniengerecht behandeln und auf eine bessere Prozess- und Strukturqualität zurückgreifen können. „Für den Erfolg der zertifizierten Zentren dürfte zum Beispiel der Einsatz von Tumorboards eine große Rolle spielen, die das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Patienten mit malignen Tumoren gemeinsam besprechen und die weitere Behandlung planen“, sagt die Ärztin, die selbst Leiterin des Tumorzentrums Regensburg ist.

Die aktuelle Datenauswertung zeigt, dass größere Kliniken tendenziell eher zertifiziert werden als kleinere. Sie zeigt auch, dass im Beobachtungszeitraum von 2009 bis 2017 immer mehr Patienten in DKG-zertifizierten Zentren behandelt wurden – ein klarer Trend. Allerdings gab es offensichtlich große Unterschiede zwischen den verschiedenen Krebsarten: Im letzten Datenjahr der Studie – 2017 – lag der Anteil der in Zentren behandelten Patienten mit 68 Prozent bei Brustkrebs am höchsten. An niedrigsten war er mit 24 Prozent bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, kritisierte dies anlässlich eines Symposiums zu diesem Thema in Berlin: „Noch immer werden viel zu viele Patientinnen und Patienten mit Krebs außerhalb der spezialisierten Zentren behandelt“, sagte die AOK-Chefin und forderte „gerade in diesem sensiblen Bereich der medizinischen Versorgung mehr Spezialisierung und Konzentration von Leistungen“.

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