Früher stand er auf dem Fußballplatz, heute trainiert Alexander Rogowski als Bodybuilder. Sein Weg geht zwar erst ein knappes halbes Jahr, doch hat er in diesem Zeitraum schon einiges erreicht - auch dank Erdem Dül.
Ein ehemaliger Fußballer mit vielen Tattoos und langen Haaren, der im Bodybuilding nun eine neue Leidenschaft gefunden hat. Das klingt wie die Geschichte des ehemaligen Nationaltorwarts Tim Wiese, doch es ist dieses Mal die von Alexander Rogowski. Der ehemalige Stürmer des SC Rinteln, der in Schaumburg auch beim VfR Evesen kickte, dokumentiert seit Anfang Juni auf Youtube und Instagram seinen harten Weg. Denn nun muss er nicht mehr wie früher die Brechstange, sondern die Langhantelstange rausholen.
Eine Rückkehr auf den grünen Rasen kann sich der Rintelner inzwischen sogar gar nicht mehr vorstellen. Damit hat er abgeschlossen. „Ich habe die Leidenschaft daran verloren und habe mit dem Fußball nichts mehr am Hut“, erklärt Rogowski, der sich stattdessen in seinen neuen Sport „verliebt“ hat. Aber wie kam es dazu?
Alles hat bereits 2016 angefangen, als sich der heute 30-Jährige einen Kreuzbandriss zuzog. „In der Zeit bin ich dann zum ersten Mal ins Fitnessstudio gegangen, aber die Liebe zum Fußball war damals noch größer.“ Als das Knie dann wieder in Schuss war, ging es noch mal zurück auf den Platz. Vom SC Rinteln über den SV Lachem-Haverbeck und den VfR Evesen zur SSG Halvestorf-Herkendorf. Doch schon zu dieser Zeit loderte die Leidenschaft für den Fußball kaum noch. Corona und viele kleine Verletzungen waren weitere beschleunigende Gründe dafür, dass die Flamme schließlich ganz erlosch. Stattdessen ging der Industriemeister immer häufiger ins Fitnessstudio.
Einige Zeit später traf Rogowski dann in der Rintelner Bar „Mosquito“ den Profi-Bodybuilder Erdem Dül, der ebenfalls aus der Weserstadt kommt. „Erdem kannte ich vorher schon lange.“ Doch der Kontakt wurde erst jetzt immer enger und intensiver. „Wir haben viel gequatscht, und dann hab‘ ich ihm irgendwann gesagt: Pass auf, ich will richtig Gas geben.“ Ein Satz, den Dül häufiger hört. Denn nicht selten wollen andere von seinem Wissen profitieren, haben jedoch nicht genug Biss, um den schwierigen Weg zu gehen. Anders bei Rogowski. „Erdem hat gesehen, dass ich es ernst meine“, blickt der Neu-Bodybuilder zurück. Es folgten Ernährungspläne, Trainingspläne – und der ehemalige Fußballer zog es durch. „Im Juni hab ich mit 75 Kilo begonnen, inzwischen bin ich bei 100 angekommen“, verrät er.
Dabei handelt es sich allerdings nur um die Spitze des Eisberges, denn das vergangene halbe Jahr war für den 30-Jährigen deutlich härter als nur die reinen schweißreichen Stunden in der Muckibude. „Disziplin steht ganz oben“, erklärt Rogowski. Das fängt bei der Ernährung an. „Darauf muss ich sehr achten und ernähre mich aktuell zu rund 80 Prozent sauber.“ Konkret geht es dabei um eiweißhaltige Nahrung. Hähnchen, Fisch und Reis stehen ganz oben auf seinem Ernährungsplan. In einem seiner Videos zeigt er beispielsweise, wie er an einem Tag 5200 Kalorien zu sich nimmt. Zum Vergleich: Durchschnittlich nimmt ein Mann pro Tag 2000 und eine Frau 1800 Kalorien zu sich. Eine Zahl, auf die der Rintelner in der Zukunft auch kommen könnte, wenn es darum geht, das Gewicht wieder zu verlieren.
Der Verzicht hält sich momentan allerdings noch in Grenzen, weil der Rintelner zunehmen möchte, um so Muskeln aufzubauen. Wenn es nächstes Jahr dann aber in die Diätphase geht, fällt vieles weg. „Dann zeigt sich, dass das Bodybuilding eine Lebenseinstellung ist“, weiß auch der Rintelner. Dann gilt es, abzunehmen, den Körperfettanteil krass zu verringern und trotzdem hart weiterzutrainieren, damit er beim Wettkampf eine richtig gute Figur abgibt. Dann gilt es, auf viele Dinge zu verzichten – nicht nur mit Blick auf die Nahrung, sondern auch, wenn es um Zeit mit Freunden geht. Ein Punkt, an dem viele die Flinte ins Korn werfen.
Warum tut man sich so was an? „Es ist eine gute Therapie“, findet Rogowski. „Man bekommt den Kopf frei, kann einfach mal alles vergessen und sieht den Fortschritt.“ Genau diesen dokumentiert er seit einigen Monaten auf seinen Social-Media-Kanälen. Mehr als 4000 folgen ihm bereits auf Instagram, knapp 2500 sind es auf Youtube. Die Zahlen wachsen täglich. „Das ist für mich sehr wichtig, denn damit verdiene ich auch mein Geld“, erklärt „Rogo“, der jedoch erst in die Rolle reinwachsen und seine anfängliche Schüchternheit ablegen musste. „Am Anfang war ich vor der Kamera noch unsicher, aber es wird immer besser. Man wächst schließlich mit seinen Aufgaben.“ Das Ziel ist dabei unter anderem, sich eine Community aufzubauen und diese zu motivieren. „Gleichzeitig bekomme ich selbst einige Nachrichten, die mir viel wiedergeben.“
Über diesen Weg und durch Kontakte von Erdem Dül wurde auch ein großer Sportnahrungshersteller auf Rogowski aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Dieser stattet den ehemaligen Fußballer nun mit seinen Artikeln aus und dokumentiert ihn bei seiner Reise. „Das ist krass, wie schnell das alles ging“, sagt der 30-Jährige immer noch ungläubig, wenn er an seinen Raketenaufstieg denkt. Die Unterstützung ist für ihn eine große Hilfe, schließlich muss Rogowski für seine neue Leidenschaft tief in die Tasche greifen. „Alleine das Essen kostet mich rund 100 Euro in der Woche, und da sind Restaurantbesuche noch nicht mal mit eingerechnet.“ Wo es konkret hinführt, ist noch nicht klar. Ende 2022 möchte er mit der Unterstützung von Erdem Dül an einem Wettkampf teilnehmen und diesen auch gewinnen. „Dafür bin ich zu ehrgeizig.“