25 Jahre besteht Wolle-Lädchen in Marburg

2022-08-12 21:50:09 By : Ms. Sue Su

Weil das letzte Wollegeschäft in Marburg geschlossen hatte, gründete Edith Zieserl vor 25 Jahren das „Wolle-Lädchen“. Mittlerweile wird es von ihren beiden Töchtern an zwei Standorten in der Universitätsstadt geführt.

Edith Zieserl war von Kindesbeinen an eine begeisterte Strickerin, „seit meinem fünften Lebensjahr“, sagt sie lachend. Denn: Schon ihre Großmutter hatte den Beruf der Schneiderin erlernt, „und auch meine Mutter war Schneiderin. Da bekommt man das einfach so mit.“ Doch 1996 hatte sie ein Problem: Das letzte Wollegeschäft in Marburg hatte geschlossen. Dabei habe es zu Hoch-Zeiten in Marburg derer acht oder neun gegeben. Doch die waren nun alle dicht. Also legte Edith Zieserl den Grundstein für das heutige Wolle-Lädchen: Mit gerade einmal 600 D-Mark Startkapital „und jeder Menge Idealismus“, wie sie sagt, eröffnete sie ihr Geschäft in der Untergasse. Dort hatte sie bis dahin einen Second-Hand-Laden betrieben, „doch die Läden liefen durch die ganzen Kleidungs-Discounter nicht mehr besonders gut“, sagt die heute 72-Jährige.

Dreimal zog das Wolle-Lädchen um, bevor es 2007 an seinem heutigen Standort in der Frauenbergstraße eröffnete: zunächst in die Stephan-Niederehe-Straße, „das war sehr klein mit gerade einmal 20 Quadratmetern“, erinnert sich Edith Zieserl. Danach ging es in die Moischter Straße nach Cappel.

„Dort wären wir gerne geblieben“, sagt Tochter Saskia Krieger. Doch sollten die Häuser hinter dem Geschäft verkauft werden, „dort befand sich aber unser Lager – also mussten wir noch einmal umziehen“. Für zwei Jahre fand das Wolle-Lädchen in der Gutenbergstraße ein vorübergehendes Zuhause.

„Dann wurde der Laden in der Frauenbergstraße frei“ – und ist mit seinen rund 140 Quadratmetern Fläche nun bereits seit 14 Jahren die Anlaufstelle rund um Wolle und Stoff. Jedoch nicht mehr die Einzige. Der Kundenzuspruch war so groß, dass 2016 eine weitere Niederlassung in der Neustadt 23 eröffnet wurde – mit 150 Quadratmetern Fläche. Wesentlich früher – nämlich im Jahr 2004 – ging der Online-Shop unter www.wolle-laedchen.de an den Start.

Edith Zieserl hat die Leidenschaft für die Handarbeit auch ihren Töchtern in die Wiege gelegt.

Denn: Saskia Krieger übernahm das Geschäft im Jahr 2008 und führt es seither mit viel Engagement und Liebe zum Beruf weiter – ganz im Sinne ihrer Mutter. Und 2012 stieg die zweite Tochter, Susanne Kaiser, mit ins Geschäft ein. Nicht nur von Handarbeit ist Saskia Krieger begeistert, „es sind auch die vielen schönen Natur-Materialien, bei der Wolle zum Beispiel Alpaka, Seide oder Kaschmir“, sagt sie im Gespräch mit der OP. Etwa 300 unterschiedliche Qualitäten gebe es – jede in zahlreichen Farben.

Was macht die Faszination beim Thema Wolle aus? „Es gibt immer wieder Weiterentwicklungen“, weiß Krieger. So zum Beispiel bei der Herstellung, „die Garne werden leichter oder auch geringer im Verbrauch.

Früher gab es klassisch gedrehte Fäden oder gefachte Garne – die gibt es heute nicht mehr so häufig. Heute gibt es wahnsinnig aufwendige Herstellungsverfahren, wodurch ein Pullover dann aber auch kein Kilo mehr wiegt, wie früher, sondern nur noch 300 Gramm. Die Wolle hat sich stark weiterentwickelt, außerdem gibt es neue Färbemethoden.“ Und das, obwohl es sich weiterhin um ein Naturprodukt handelt, „die Grundmaterialien bleiben gleich“.

Neu sei, dass viele Produkte nun nach dem Öko-Standard GOTS zertifiziert seien. Und: Es gebe mittlerweile auch eine stärkere Nachfrage nach veganer Wolle. Wie geht das? „Nun, entweder mit reiner Baumwolle – oder eben durch Kunstfaser“, sagt Saskia Krieger. Letztere habe das Wolle-Lädchen aber nicht im Angebot, „an so einem reinen Acrylgarn hat man einfach keine Freude“.

Vor neun Jahren hielten dann auch Stoffe im größeren Umfang Einzug ins Wolle-Lädchen, „mit einer ähnlichen Angebotsbreite wie bei der Wolle“, sagt Krieger. Ein umfangreiches Kurzwarensortiment von Knöpfen, Borten und Applikationen über Kordel bis hin zu Reißverschlüssen sowie Strick-Magazine runden das Sortiment ab. Insgesamt sind in beiden Geschäften nun zehn Mitarbeiterinnen beschäftigt.

Während der Corona-Pandemie habe das Geschäft durchaus angezogen. „Das Thema Maskennähen zu Beginn der Pandemie war schon immens – da sind wir total überrannt worden, teilweise waren die Regale mit den Baumwollstoffen leer“, erinnert sich Saskia Krieger.

„Es standen lange Schlangen vorm Laden, sowas erlebt man wohl nur einmal im Leben.“ Insgesamt habe Corona die Leute „verstärkt zurück zur Handarbeit gebracht, weil sie ja viel mehr Zeit zu Hause verbracht haben“.