Lichtblicke: Die VHS und ihre Kursleiter - Suhl/Zella-Mehlis - inSüdthüringen

2022-06-18 15:26:32 By : Mr. David Cheng

Kursleiter stehen bei der Volkshochschule Suhl ganz hoch im Kurs. „Freies Wort“ stellt drei von ihnen vor, die mit Leidenschaft und Enthusiasmus bei der Sache sind. Mit ihrer Begeisterung möchten sie andere anstecken, es ihnen gleich zu tun.

Suhl - „Sie haben ein Hobby und können dieses didaktisch gut aufbereitet anderen Menschen beibringen? Sie möchten ihr qualifiziertes Wissen zu einem konkreten Thema teilen und weitergeben? Sie arbeiten gerne mit Menschen zusammen und suchen nach spannenden Herausforderungen oder einem Nebenverdienst? Sie können sich vorstellen einen lebendigen Vortrag, einen spannenden Workshop oder einen nachhaltigen Kurs zu geben“, mit solchen Worten wirbt die Volkshochschule gerade neue Kursleiter. Inzwischen sieht man allerorten, wie breit die Werbekampagne ausgelegt ist. Werbebanner im Steinweg, Großflächenwerbung an den Straßen oder beklebte Busse – mit allen Möglichkeiten wird nach neuen Kursleitern gesucht.

In der Suhler Volkshochschule werden derzeit  insbesondere Kursleiter und natürlich auch Kursleiterinnen  für für kulturelle Bildung wie zum Beispiel Töpfern, Tanz oder  Kreatives gesucht. Aber auch für die Bereiche „junge vhs“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sollen Nachwuchs-Kursleiter starten.

Besonders gefragt sind bei den Schülern Themen wie EDV und  Soziale Medien. Entsprechend ist der Bedarf nach Kursleitern groß. Das  Gleiche gilt für Gesundheitskurse, Fremdsprachen sowie Alphabetisierung. Wer also entsprechendes Wissen mitbringt und es sich zutraut, anderen eben dieses Wissen zu vermitteln, der  sollte sich unter Telefon 03681 80606-0 oder per E-Mail unter  info@vhs-suhl.de bei der Volkshochschule melden.

Nähen, das ist das Leben von Christl Tielbörger. Die gelernte Schneiderin für Kinder- und Damenmode kommt ursprünglich aus Niedersachsen. 2013 hat sie Suhl zu ihrer neuen Heimat gemacht. Und dazu gehören eben auch Bekanntschaften,   Freunde und Betätigungen, die Spaß machen.

Über die Insel hat sie irgendwann erfahren, dass die Volkshochschule Suhl einen Kursleiter für Nähen sucht. Christl Tielbörger brauchte nicht lange zu überlegen. Nur die Frage „Kann ich das alles vermitteln?“, brannte ihr damals auf der Seele. Sie hat sich umsonst so viele Gedanken gemacht. Inzwischen sind ihre Kurse heiß begehrt. Einige ihrer Schüler sind schon im vierten Jahr dabei. Sobald ein Kurs endet, melden sie sich schon wieder zum nächsten an. „Eine Gruppe hat sich für den Herbst  wieder geschlossen angemeldet“, freut sie sich, dass ihr Kurs so gut angenommen wird. Die, die inzwischen zu den Fortgeschrittenen zählen, wollen längst nicht mehr nur Kissen oder Kleinigkeiten nähen, sondern sich an größere Sachen heranwagen.

„Am Anfang haben sie alle auf meiner Maschine genäht. Inzwischen haben sich die meisten eine eigene  Overlock zugelegt“, sagt die  73-Jährige. Nach so langer Zeit und den vielen gemeinsamen Stunden wagen sie sich jetzt an T-Shirts, Blusen, Leggins oder Hoodies heran.

„Ich hatte in all der Zeit auch schon einige Männer im Kurs. Momentan lernt ein junger Familienvater, der im wirklichen Leben als Werkzeugmacher arbeitet,  mit einem fünfjährigen Jungen bei mir“, verrät sie. Ein  Mal hatte sich sogar  ein Oberhofer Skisprung-Trainer bei ihr eingeschrieben: „Er wollte von mir lernen, wie man Neopren-Anzüge kürzen kann.“

Natürlich startet Christl Tielbörger nach wie vor  auch Anfängerkurse.  Diese können aber nur dann laufen, wenn sich mindestens  sechs Teilnehmer angemeldet haben.   „Für mich ist es inzwischen wichtig, dass die, die noch nie genäht haben, ihre eigenen Maschinen mitbringen. Wir richten diese gemeinsam ein. So lernen sie, mit ihren Maschinen auch dann umzugehen, wenn ich mal nicht dabei bin.“ Wer noch keine Nähmaschine  hat, dem kann während des Kurses trotzdem geholfen werden. Denn die Volkshochschule hat  mehrere Maschinen angeschafft.

Bei Christl Tielbörger  gibt es zunächst  die Grundlagen fürs Nähen. Und dazu gehört zuallererst  eine gerade Naht. Von ihr erfahren die Teilnehmer auch, welche Stoffmaterialien geeignet sind oder welches Nähzubehör benötigt wird. Am Anfang werden erst mal einfache Dinge ausprobiert. So zum Beispiel Kissen oder kleine Täschchen. Später lernen die Männer und Frauen, wie man Reißverschlüsse einnäht oder Knopflöcher macht. Ein ganzes Sammelsurium an Dingen, die ihre Schüler bereits mit Nadel und Faden gezaubert haben, hat sie im Bild festgehalten. Selbst Rucksäcke oder Nikolausstiefel gehören dazu.  Viele die_ser selbst kreierten kleinen Kunstwerke wurden eigens dafür  hergestellt, um  ein ganz persönliches Geschenk zu werden.

Übrigens: Christl Tielbörger hat goldene Hände. Aus ihrer heimischen Werkstatt stammt das traumhaft schöne Kleid für die  für die Schneekopfkönigin.

Russisch, englisch, französisch

Als Birgit Mund vor drei Jahren in Rente gehen konnte, war sie überglücklich. Den letzten Arbeitstag  hatte sie in ihrem Kalender angestrichen. „Es war wie ein Befreiungsschlag“, erinnert sich die 67-Jährige. „Das ging drei Monate gut. Dann habe ich gemerkt, dass ich mir etwas suchen muss. Etwas, das mir Spaß macht.“

Warum also nicht das fortführen, was sie ein Leben lang mochte: Die Sprachen. Und weil sie sowieso als Lehrerin gearbeitet hatte, wusste sie auch sehr gut, wie man eigenes Wissen am besten weitergibt. Also hat sie  in der Volkshochschule angeklopft. „Ich wurde gleich mit offenen Armen empfangen“, erinnert sie sich zurück. Immerhin kann sie  gleich mit drei Sprachen aufwarten – russisch, englisch und französisch.

Das was sie in ihrem zweiten Leben als Lehrerin – nun also korrekt Kursleiterin – erlebt, das entspricht ihren Vorstellungen. Kleine Klassen, super Klima und „wenn man einen Wunsch hat, dann wird er realisiert.“ Selbst am Empfang der VHS wird sie gleich mit einem Lächeln begrüßt.

Dinge wie diese hat sie zuletzt in ihrem Job vermisst. „Das, was ich jetzt mache, das ist es, was das Lehrersein ausmacht. Jetzt kann ich wirklich lehren“. Zuvor hat sie sich mit Kompetenzbewertungen herumgeschlagen. Sie musste vorgegebene Textbausteine verwenden. Und die Schüler hatten auch nicht immer Lust, dem Unterricht zu folgen. „All das hat mich gebremst“, zieht sie ein Resümee. Dabei hatte sie so viel Gelegenheit, bessere Seiten an verschiedenen Schulen kennen zu lernen. Denn sie ist zunächst, 1975, an einer Polytechnischen Oberschule (POS) gestartet. Später hat sie am Sportgymnasium Oberhof, am Gymnasium Suhl, in Zella-Mehlis und am beruflichen Zentrum Suhl sowie dem BBZ Schmalkalden gearbeitet.  

Im Gegensatz zu ihren Erfahrungen im Schulwesen hat sich jetzt vieles positiv entwickelt. Sie kann sich voll entfalten. Noten muss sie auch nicht mehr vergeben. Und die Schüler, die nun zu ihre kommen, die bezahlen dafür, dass sie eine Sprache erlernen dürfen. Entsprechend groß ist die Motivation.

Die Schüler, die jetzt zu ihr kommen, wollen etwas für ihre Allgemeinbildung tun. Andere möchten in den Urlaub fahren und deshalb ihr angestaubtes Schulenglisch auffrischen. In vielen Ländern ist es inzwischen normal, Englisch zu sprechen. Mit Deutsch kommt man oft nicht weiter.

„Ich lasse mir, wenn die Kurse starten, immer begründen, warum die Leute zu uns kommen. Die Antworten sind Reisen oder geistig fit bleiben“, verrät Birgit Mund. Ihre Schüler,  die sie jetzt unterrichtet, sind zwischen 20 und 60 Jahre alt. Aber sie leitet auch einen Seniorenkurs 60 Plus  in Englisch.

Drei Mal in der Woche kommt Birgit Mund in die Volkshochschule nach Suhl. Genau die perfekte Kombination zwischen Freizeit und Job. Ein Punkt ist es, der ihr besonders gefällt: „Ich  komme mit vielen Menschen in Kontakt.“

Die Angst davor, als Kursleiter zu arbeiten, möchte sie allen Interessenten nehmen: „Man muss nicht pädagogisch bewandert sein. Es reicht, wenn man eigenes Wissen weitergeben und mit Herz dahinter stehen kann“, lautet ihr Grundsatz.

Hantel, Bälle und viel Spaß

Wenn mit dem Alter auch die Plagen kommen, dann ist regelmäßige Bewegung besonders wichtig, um möglichst lange mobil bleiben zu können.

Ingeborg Stoy (75) weiß, wovon sie spricht. In ihrem Leben haben Sport und Bewegung immer eine Rolle gespielt. Schon als Kind war die gebürtige Erfurterin in einer Sportgruppe. Die Gymnastik hatte es ihr angetan und auch die DDR-Sendung „Medizin nach Noten“. Später, als die beiden Kinder da waren, der Haushalt und der Garten neben dem Beruf – sie hat als Technologin im Fajas gearbeitet – in Ordnung gehalten werden mussten, blieb für den Sport allerdings nicht mehr  viel Zeit.  Aber später, so um die Wendezeit herum hielt sie nichts mehr davon ab,  die Wanderschuhe zu schnüren und beispielsweise Hüttentouren durch die Alpen zu unternehmen. Dazu kamen sportliche Gruppenabende im einstigen Haus Philharmonie und von 2003   bis zum vergangenen Jahr war   Ingeborg Stoy Frauensportbeauftragte im Suhler Sportbund aktiv und hat hier unter anderem Gesundheitssporttage organisiert.

Sie  hat auch selbst Kurse gegeben. „Das war auch ein bisschen Zubrot, denn ich habe lange Zeit   wenig Geld verdient“, sagt sie. Nachdem das Ende für das Fajas eingeläutet war, schulte Ingeborg Stoy um zur Bürokauffrau. Dann kamen ABM und schließlich die Arbeit beim Alpenverein Suhl, die sie 15 Jahre lang bis zur Rente in der Geschäftsstelle erledigte. Daneben ist sie  im Rennsteigverein aktiv und auch im Polizei- Postsportverein. Und mit ihrer Tochter organisiert sie Alpaka-Touren und führt sie auch mit durch. Sie ist also gut auf Achse, die Ingeborg Stoy. “Seit 40 Jahren ist der Montagabend immer mein Sportabend“, blickt die Suhlerin zurück.

Sportkurse zu übernehmen war ihr vor allem aber  inneres Bedürfnis. „Zum einen ist die Bewegung wichtig für die Gesundheit und sie tut gut. Zum anderen sind es die Freundschaften, die in den Sportgruppen entstehen. Das alles möchte ich nicht missen“, sagt Ingeborg Stoy.

Seit 2008 leitet sie Kurse an der Suhler Volkshochschule – immer montags und donnerstags. Hier geht es um  Haltung und Bewegung durch Ganzkörpertraining. Die meisten Teilnehmer sind 80 Jahre alt und älter. Die jüngste Teilnehmerin zählt 70 Lenze. Sie alle legen Zeugnis darüber ab, wie es gelingen kann, bis ins hohe Alter beweglich und fit zu bleiben. „Dafür braucht es auch regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen, die beispielsweise Rückenschmerzen vorbeugen können. Für mich ist wichtig, die Teilnehmer  – die meisten von ihnen sind übrigens Frauen – bei der Stange   halten und mit ihren Fähigkeiten umgehen zu können“, sagt Ingeborg Stoy. Das macht sie mit Musik, Hanteln,   Bällen, Bändern, Patsy-Bällen und mit Abwechslung, damit der Spaß an den Sportkursen bleibt. „Das alles hält auch mich fit“, freut sich die sportbegeisterte Frau, für die Bewegung nur einmal pro Woche einfach zu wenig wäre.

Das alles  aufzugeben, das wäre für sie nicht denkbar.  Und wenn sie  mal einen Kurs  nicht geben kann, dann hat sie  eine sehr gute Vertretung. Das ist Ursula Joseph. Sie ist 88 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh.